Wir laden Sie ein, das Czernowitzer Museum für jüdische Geschichte und Kultur der Bukowina zu besuchen.
Das Museum ist dem bemerkenswerten und noch wenig erforschten Phänomen des bukowinischen Judentums in der Zeit vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts gewidmet. Hier in der Bukowina war kein Ansiedlunsrayon. Hier erlangten die Juden wirkliche Gleichbereichtigung mit anderen Völkern. Hier
herrschte eine nicht nur für jene Jahre seltene Atmosphäre
der Toleranz, gegenseitigem Respekt und Zusammenarbeit. Hier blühte die jüdische Kultur, wirkte sich auf andere Kulturen aus und wurde von ihnen beeinflusst. Hier gab es ein lebendiges und buntes religiöses Leben und ein nicht weniger buntes und interessantes weltliches Leben.
Und dann ist alles in den Flammen des Holocaust untergegangen.
Treten Sie ein. Betrachten sie die Photos an den Wänden. Die Gesichter der Menschen, die hier gelebt haben – es gibt sie nicht mehr. Die schönen Häuser, in denen sie lebten und die Gebäude der Synagogen, in denen sie sich zu Gott gewendet haben – Sie stehen noch, aber die Menschen sind nicht mehr da. Es gibt niemanden mehr, der ihre Sprache spricht.
Erinnern Sie sich an sie. Hören Sie sie. Denken Sie nach.
Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher unserer Internetseite!
Das Museum für jüdische Geschichte und Kultur der Bukowina
hat das von der Rothschild Stiftung finanzierte Projekt zur
Unterstützung unserer Sammlung und der Erstellung unserer
Internetseite abgeschlossen. Dieses Projekt wurde im Laufe des Jahres
2010 durchgeführt. Da es für uns das erste große
Projekt war, zählten wir von Anfang an auf die Hilfe unserer
erfahrenen Freunde und Kollegen. Und heute können wir mit
großer Freude betonen, dass unsere Erwartungen nicht nur
erfüllt, sondern sogar übertroffen wurden.
Bei der Arbeit an diesem Projekt halfen uns alle, an die wir uns
wandten, auch Menschen, die wir vorher nicht persönlich kannten.
Daher fühlen wir uns jetzt, nach unserer ersten Beurteilung der
Ergebnisse des Projekts, dazu verpflichtet, ihnen unseren aufrichtigen
Dank auszusprechen.
Unser Dank gilt Judith Stumptner
aus Leipzig, die von 2008 bis 2010 in Czernowitz Kulturmanagerin der
Robert Bosch Stiftung war, für die literarische Überarbeitung
des deutschen Texts der Audioführung und Natalja Lasar,
Mitarbeiterin des Strassler Family Center for Holocaust and Genocide
Studies an der Clark University in Worchester (Massachusetts) für
ihre Hilfe bei der literarischen Überarbeitung der englischen
Version der Audioführung. Unser herzlicher Dank gilt auch Mathias Grilj
aus Graz (Österreich), einem bekannten österreichischen
Schriftsteller und Journalisten, für die sehr professionelle
Aufnahme der Audioführung auf Deutsch, die er auf eigene Kosten in
seiner Heimat erstellte. Diese Geste von Herrn Grilj war für uns
ein großes Geschenk. Die Audioführungen wurden im Studio „Gigantstudio“ von dessen Besitzer, dem Audioproduzenten Iwan Hatrytsch aus Czernowitz professionell aufgenommen, wofür wir ihm sehr dankbar sind.
Der wichtigste und schwierigste Teil des Projekts war die Erstellung
unserer Internetseite, auf der Sie sich gerade befinden. Da diese
Arbeit sehr schwierig war und viele verschiedene Aspekte beinhaltete,
wäre sie uns ohne die Hilfe erfahrener Spezialisten nicht
gelungen. In diesem Zusammenhang gilt unser Dank Galina Charas,
die im Rahmen des Projektes unsere Internetseite erstellte und uns
immer noch sehr durch die weitere Administration der Seite hilft. Ebenso danken wir der sehr freundlichen Nancy Wingfield,
Professorin an der Northern Illinois University in den Vereinigten
Staaten, für ihre literarische Überarbeitung der englischen
Version der Internetseite und interessante inhaltliche Ratschläge.
Für die gleiche Arbeit an der deutschen Version danken wir dem
österreichischen Lektor Dr. Benjamin Grilj an der
Nationalen Universität Czernowitz, der uns nicht nur in
Zusammenhang mit diesem Projekt fortwährend unterstützt. Unsere große Wertschätzung gilt Wolf Moskowitsch,
einem berühmten Forscher und Professor an der Hebräischen
Universität Jerusalem, der ein treuer Freund unseres Museums ist
und es von Anfang an unterstützt hat. Wie danken ihm aufrichtig
für die wissenschaftliche Überarbeitung der Texte auf unserer
Internetseite und wertvolle Ratschläge zu ihrem Konzept.
Für umfassende Unterstützung und hilfreichen Rat
bezüglich der organisatorischen Durchführung des Projekts
danken wir Dorina Silbermintz in Kiew, der Leiterin der
Bildungsprogramme des Verbandes der Jüdischen Organisationen und
Gemeinden (VAAD) der Ukraine, und vielen anderen Mitarbeitern dieser
angesehenen Institution. Abschließend
wollen wir auch allen anderen Personen danken, deren Namen wir hier
nicht erwähnen, aber deren Beitrag zu unserem Projekt wir nicht
vergessen haben und sehr schätzen, unabhängig davon, wie
klein er auch sein mag. Dieses Projekt ist
abgeschlossen, aber wir haben viele neue Ideen und Gedanken. Daher wird
es für uns eine große Freude und Ehre sein, unsere
Zusammenarbeit in der Zukunft fortzusetzen.
Die Internetseite des Museums hat das Ziel, unser Museum
für diejenigen zugänglich zu machen, die sich für das
reiche kulturelle Erbe und die ungewöhnliche Vergangenheit des
Bukowiner Judentums interessieren, aber aufgrund der geographischen
Entfernungen oder anderen Gründen nicht in der Lage sind, uns
persönlich zu besuchen.
Weiterhin ist die Seite als Brücke zu den Juden gedacht, die heute
zerstreut in der Welt leben, aber sich ihrer Bukowiner Wurzeln bewusst
sind und mehr darüber wissen möchten. Wir hoffen, dass der
Besuch unserer Seite Ihr Interesse weiter anregt und wir Sie eines
Tages persönlich in unserem Museum begrüßen werden
dürfen.
Wir sehen die Seite auch als eine Plattform für die Knüpfung
von Kontakten und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen
Wissenschaftlern und Forschungszentren, die sich mit der Vergangenheit
und Gegenwart der jüdischen Gemeinde der Bukowina befassen;
zwischen Museen und anderen Bildungseinrichtungen sowohl in der Ukraine
als auch im Ausland, zwischen verschiedenen jüdischen und
nichtjüdischen Organisationen in der Stadt und Region Czernowitz,
der Ukraine und der ganzen Welt.
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Besuch auf unserer Internetseite.
Wir sind immer dankbar für Vorschläge zur Ergänzung unserer Seite.
Während
des 20. Jahrhunderts gab es einige Versuche ein Museum der Geschichte
der Bukowiner Juden zu gründen. Der erste fand Ende der zwanziger
Jahre statt, als die Bukowina zum rumänischen Königreich
gehörte. Allerdings findet sich dazu nur ein einziger Hinweis im
Archiv. Der zweite
Versuch wurde Ende der neunziger Jahre durch die jüdische
Steinbarg-Gesellschaft unternommen, der allerdings nur zu einer
Ausstellung führte. Da sowohl die finanziellen Mittel als auch das
Forschungspersonal fehlten, entstand kein Museum.
Obwohl ein wesentlicher Teil der Bukowiner Juden in den neunziger
Jahren emigrierte, blieb die Idee, ein Museum zu gründen, am
Leben. Auf Initiative der Jüdischen Kulturstiftung Czernowitz und
ihrem Vorsitzenden Joseph Sissels wurde die Arbeit an der
Gründung des Museums wieder aufgenommen, so dass das dieses
schließlich 2008 eröffnet werden konnte, was mit zwei
Jubiläen zusammenfiel: der ersten schriftlichen Erwähnung
Czernowitz´ 600 Jahre zuvor und dem hundertsten Jubiläum der
jüdischen Sprachkonferenz. Das wissenschaftliche Konzept wurde von der Ethnologin Natalja Schewtschenko
erarbeitet, die die erste Direktorin des Museums war. Die
künstlerische Gestaltung oblag dem Lemberger Künstler Roman Batig.
Das Ziel des Museums besteht
darin, die jüdische Vergangenheit der Bukowina geschichtlich und
kulturell aufzuarbeiten und mittels Dauer- und Wechselausstellungen,
Veranstaltungen und Publikationen einer breiten Öffentlichkeit
bekannt zu machen. Es macht sich zur Aufgabe, das reiche jüdische Kulturerbe der Bukowina zu erhalten und weiter zu geben.
Die Aktualität des Museums
Sowohl Juden als auch Nichtjuden haben ein Interesse an der Gründung des Museums.
Das Museum ist sowohl für die Bukowiner Juden, die hier leben, als
auch für die, die emigriert sind und für die Kinder und
Enkelkinder früherer Bewohner der Bukowina wichtig. Sie sammeln
aktiv Material ihrer Geschichte und sind an deren Darstellung
interessiert.
Für die
nicht-jüdischen Bürger der heutigen Ukraine ist das Museums
ebenso wichtig, um einerseits einen Teil der Bukowiner Geschichte
kennen zu lernen und andererseits mit der fast verschwunden
jüdischen Kultur in Kontakt treten zu können.
Die Ukraine ist noch
immer nicht vor Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gefeit, die auf
Unkenntnis und Voreingenommenheit beruhen. Daneben wächst hier
eine neue Generation, die sich der besonderen Atmosphäre der
Toleranz, die für die multinationale Bukowina einst kennzeichnend
war, nicht bewusst ist. Aus diesem Grund ist die Rolle des Museums
für die Bildung wichtig.
Das Museum ist auch für Gäste von Interesse, die hier einen Teiler der Bukowiner Geschichte erleben können.
In Anbetracht der
Tatsache, dass die Bukowina eine große jüdische Diaspora
hat, baut das Museum auf die Unterstützung unserer Landsleute,
Forschern und ehemaligen Bewohnern der Bukowina Wir sehen schon viele
Zeichen einer positiven Reaktion auf unser Museum in den Köpfen
und Herzen von ehemaligen Bewohnern der Bukowina, die heute in der
ganzen Welt leben.
Wir hoffen auf den
Erfolg unseres Museums, da es viele Menschen gibt, die sich für
die Geschichte der Bukowiner Juden interessieren. Nur so kann eine
Verbindung zwischen den Generationen erhalten werden.
Das Konzept
Das
Museum der jüdischen Geschichte und Kultur der Bukowina ist nicht
als weiteres Museumsprojekt der Juden sui genera gedacht. Es ist dem
Phänomen der besonderen jüdischen Welt in Süd-Osteuropa
gewidmet – dem Bukowiner Judentum. Unser primäres Ziel ist
es nicht, das Leben der jüdischen Bevölkerung der Bukowina in allen Aspekten zu zeigen, sondern die Atmosphäre des jüdischen Lebens
vom letzten Viertel des 18. bis zur ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts vor dem Hintergrund der schwierigen Entwicklungsprozesse
zu vermitteln.
Kurzer Überblick über die Geschichte der jüdischen Gemeinde der Bukowina in den Jahren 1774 bis 2008
Die
Geschichte der Bukowiner Juden umfasst fast 500 Jahre, als Teil der
größten Weltreiche: dem türkischen, dem
österreich-ungarischen, dem rumänischen sowie der UdSSR. Das
hat die Kultur und das tägliche Leben der Juden bestimmt.